Claudia Haghani berichtet im Gespräch mit uns über ihre Perspektive auf die Transformation der Fahrzeugindustrie in Nordhessen. Als Geschäftsführerin der W. Knierim & Co. Mineralölhandel GmbH erfährt sie die Auswirkungen der Transformation nämlich aus erster Hand. Das Gespräch führte Stella Reulecke.
„Nordhessen ist zweifellos eine wunderbare Region, zentral in Deutschland gelegen mit perfekten Anbindungen sowie viel Erholungs- und Freizeitangeboten. Es gibt viele innovative Unternehmen, insbesondere in der Mobilitätswirtschaft, die sich hier niedergelassen haben.
Dennoch bleibt unsere Region nicht unberührt von den zahlreichen Veränderungen, die sich derzeit in vielen Regionen abzeichnen. Digitalisierung, Fachkräftemangel, Generationswechsel in Betrieben, Inflation etc. Diesen Herausforderungen können wir nur gemeinsam begegnen, indem wir starke Partnerschaften eingehen und die Fähigkeit entwickeln, über den Tellerrand hinaus zu blicken.
Die Automobilindustrie, ein zentraler Bestandteil unserer Wirtschaft, steht vor gewaltigen Umbrüchen. Die Frage, mit welchen Treibstoffen die Mobilität von morgen stattfinden wird, wird von Akteuren unterschiedlich beantwortet. Insgesamt ist aber klar, dass wir ein so weiter wie bisher kaum noch umsetzen können. In meinem Umfeld sehe ich schon viele Unternehmen, die Ihre Geschäftsmodelle und interne Prozesse nachhaltig verändern. Ob es der Verzicht auf Inlandflüge, die Etablierung neuer Kooperationen oder die Mehrfachnutzung von bestehenden Produkten ist unsere Branchen sind im Wandel.
Tankstellen werden weiterhin eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Kraftstoffen für unsere Mobilität spielen. Doch der Druck zur Veränderung ist groß und die Konkurrenz wird stärker. Elektroautos können längst nicht mehr nur an Tankstellen geladen werden, sondern die Verteilung erstreckt sich auf Autohäuser, private Unternehmen und öffentliche Räume wie Supermärkte. In dieser dynamischen Landschaft benötigt Nordhessen strategische und mutige Konzepte, die die Systeme als Ganzes denken.
Leider stoßen wir oft auf Insellösungen, die uns bei der notwendigen gesellschaftlichen Transformation nicht zielführend erscheinen. Ein Dialog auf Augenhöhe mit verschiedenen Interessengruppen ist hierfür unerlässlich. Wie möchten wir uns als Region stark und selbstbewusst präsentieren und organisieren? Wie können wir die verschiedenen Perspektiven erfolgreich vereinen? Die Zukunft der Mobilität liegt zweifellos in einem Mix verschiedener Antriebe.
Gleichzeitig stellt der Generationswechsel in Unternehmen eine Herausforderung dar. Hier sind eine klare Kommunikation und Moderation gefragt. Dies ist für jedes Thema der Transformation essenziell. Als Entscheiderinnen und Entscheider können wir dabei eine bedeutende Rolle spielen. Das Thema Weiterbildung spielt aus meiner Sicher eine entscheidende Rolle.
Vor allem durch Bildungsangebote in Präsenz wo Menschen zusammenkommen und auf Augenhöhe Herausforderungen teilen und neue Perspektiven auf das Lösen von Problem erarbeiten sind erfolgsversprechend. Oftmals haben betriebliche Weiterbildungen negativ wahrgenommen, da es als Zeitverlust von der eigentlichen Tätigkeit betrachtet wird. Doch um die große Transformation erfolgreich zu bewältigen, benötigen wir ein offenes Mindset.
Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen strategische Wege zu erkunden und Nordhessen als Vorreiter in dieser aufregenden Transformation zu positionieren. Wir wollen vernetzen und den Wandeln gemeinsam gestalten“.
Das Gespräch wurde im Dezember 2023 geführt.